Woher nehmen, wenn nicht stehlen?!

Was ist Inspiration, wie entsteht sie, wo finden wir Inspiration und was bedeudet sie für die Kunst&Kreativität?

Mit dem inspiriert-sein ist es wie mit dem Essen, wie mit dem Lieben: Wir können malen ohne inspiriert zu sein, man kann essen ohne Hunger zu haben und wir können küssen ohne zu lieben. Aber es ist ein Unterschied.

Für viele, die hier ins Kunstgeschehen kommen, ist der Raum sogleich eine Inspiration. Oder oft auch andere Menschen, die Art, wie andere malen, was andere malen, darin kann man auch Inspiration für das eigene Kunstwerk finden. Indem man zB eine Farbe von irgendwo aufnehmen kann und dann macht man sein eigenes daraus. So geschieht Inspiration in einer Gruppe eigentlich ganz von selbst.

Es gibt auch besondere Menschen, die für andere eine sehr hohe Inspiration im Leben bedeuten können und man sollte es grundsätzlich als ein großes Geschenk des Himmels betrachten, wenn man einem solchen begegnet ist.

Aber wie das halt eben so ist, bei inspirierden Begegnungen zwischen Mann und Frau. Es ist für sich selbst hochgefährlich und der Preis ist hoch für diese Art der Inspiration. Das war schon immer so in der gesamten Menschheitsgeschichte gibt es unzählige Beispiele dafür, zB die Begegnung von Bettina von Arnim mit Goethe. Sie hatte eine leidenschafte, hoch inspirierte und tiefe Liebe zum deutlich älteren Goethe.

Der hatte sich ihr zwar zunächst freundlich zugewandt, solange es ihm in den Kram gepasst hat. Doch dann war es ihm zuviel. Ok kann passieren. Aber nach einem ganz peinlichen Streit zwischen von Arnim und seiner Ehefrau Christiane schrieb er "diese leidige Bremse ist mir schon viele Jahre sehr unbequem". Tja. Das ist schon übel. Vielleicht ist es immer dasselbe, und es sind auch immer dieselben charismatischen Männer, die aber im Grunde nichts als feige sind zu dem zu stehen, was einfach ist. Man weiß es nicht und das gehört zu den Dingen, die man leider auch nicht herausfinden kann. Hätte man Goethe gefragt, so hätte er garantiert alles abgestritten was war und das glatte Gegenteil behauptet. Im Nachhinein war ja auch immer alles ganz anders.

Das ist auch mal wieder so göttlich, in dem ganzen Briefwechsel zwischen den beiden kann man so wunderbar die Kraft, die Magie, diese Gefühle erkennen,wie sie nur in einer unerfüllten Liebe sein können. Diese ganze Wellenbewegung der Seele im Grunde,wo alles mit dabei ist! Aber alles um Goethe geht ja immer mit einer größten Wellenbewegung einher. Es ist Tragik es ist das Leben pur, wie es ist. Werther, immer Intensität,Bedingungslosigkeit, immer süßlich dick warm und so bitter. Das ist einfach Goethe und heutzutage, wie möchte man jungen Menschen seine Werke nah bringen? Mit viel Kitsch, grellem Pling-Pling und lustigen Sprüchen kann man Faust im Stadttheater sehen. Lächerlich. In all seinen Liebesgeschichten, in seinen Werken,da ist nichts Pling-Pling. Und verlieben, das ist nur was für Anfänger. Goethe, das war ein Meister. Seine Lieblingsfarbe war magenta. Magenta ist Leidenschaft, Intensität,Kreativität und pure Emotion.

Jedenfalls, Bettina von Arnims erstes Buch "Goethes Briefwechsel mit einem Kinde" machte sie schlagartig zum Star, der Roman elektrisierte eine ganze Generation. So ist die literarische Variante dieser Begegung ein Bestseller und liegt bis heute noch in den Buchläden aus. Doch hat diese Geschichte irgendjemanden klüger gemacht?

Vielleicht auch weil es soviele Frauen angeht. Erst ist einem Mann die Schwärmerei, die Verbindung, der Austausch,die Seelenliebe, die Zugewandtheit einer deutlich jüngeren Frau mehr als recht, sei es für sein eigenes langweiliges Eheleben oder sein Ego oder beides. Oder was auch immer. Aber wenn er seinen Arsch nicht mehr im Trockenen hat, wie als von Arnim seine blöde Ehefrau getroffen hat, tja dann ist man ganz schnell die lästige Bremse usw.

Inspiration durch andere Menschen hat grundsätzlich einen hohen Preis. Schon in den Begegnungen zwischen zwei Menschen um 1800 war es so und genauso in der Zeit, in der wir heute leben.

Wo und wie geschieht uns noch Inspiration?

Inspiration geschieht aber auch ganz wunderbar in einem Raum, den man innen, in sich selbst hat. Es geht im freien Malen auch immer darum, diesen inneren Raum zu öffnen, weil dort kann man hören.

Inspiration ist ein Zuhören.

Wenn ich inspiriert sein möchte, dann muss ich hören können. Muss ich zuhören können. Inspiration geschieht, wenn ein Mensch wirklich zuhört in seinem inneren Raum, wahrnimmt, was ist und was geschieht. Inspiration bezieht sich nie nur auf das, was wir einfach nur sehen können, Inspiration geschieht in uns selbst und ist auch die Energie, die wir brauchen um wirklich kreativ sein zu können.

So kann man dort sehr viele Eindrücke sammeln, die sich dann ganz wunderbar miteinander verweben können. Aus Landschaften, Landschaften kann man zB ganz zauberhaft zuhören, das sind alles Momente, die man in sein Malen hinein als Inspiration mitnehmen kann. So hat man mit der Zeit auch eine lebendige Innenwelt, wo die Dinge sich einfach ganz spielerisch miteinander verbinden können. Wenn man die Inspiration aus seinen eigenen inneren Räumen herholt, bekommen Kunstwerke oft die Tiefe, die man auch braucht um wirklich zufrieden durch das Malen zu sein. In der Tiefe.

Kunst ist immer persönlich, Kunst meint immer Dich persönlich, Deine Emotionen, Dein Mut, Deine Verletzlichkeit, Deine Freude, Deine Trauer, Deine Wut, Dein Glück, einfach Dich. Mit Allem. Kunst ist Wahrheit und kennt viele davon. Einfach heaven für den Menschen.

Kunst ist immer eine persönliche Einladung an sich selbst, sich zu erfahren, auszudrücken und zu entdecken. Das ist das Wunderbare daran. Nur in der Kunst darf Alles sein, was ist. Alles. Ausnahmslos immer. Kunst ist ein Geschenk des Himmels, was nie enden wird. Und was ist schon so in dieser Welt, wo nichts für immer ist. Kunst ist heaven.

Wie perlt Wasser am Gefieder einer Ente ab? Das brauchen wir beim freien Malen, nicht die Ente.

Kreativität können wir in der Kunst erleben, genauso auch beim Kochen, beim Putzen, im Beruf oder in der Kindererziehung.

Vielleicht ist es auch so ein Markenzeichen für Deutschland: alles soll gepflegt sein, rausgeputzt aussehen, gepflegte Grünanlagen, gepflegte Haare und Kopfhaut, gepflegte Zähne, gepflegte Marktplätze und Parkplätze. Wenn wir aber Inspiration möchten, müssen wir unseren Raum dafür innen pflegen, diese Fenster innen putzen, ihn immer wieder reinigen und diesen inneren Raum schmücken. Es hilft nichts wenn man nur einen äußeren Raum für ein Fest schmückt, es hat die größere Bedeutung wenn man innerlich geschmückt ist. Es nützt auch nichts wenn man Gäste bekommt und hat einen perfekt vorbereiteten Tisch und eine glatt gebügelte Seidenbluse. Gäste müssen sich von der ersten Sekunde pudelwohl und willkommen fühlen. Man kann auch zusammen in der Küche stehen und einfach kochen undnoch einen Haarturban auf dem Kopf haben.

Ein sehr schönes Beispiel für das Zuhören erlebt man auch immer im Krankenhaus oder fast noch besser im Pflegeheim: Bei meinen Tanten verbringe ich oft meine Zeit und es lässt so wunderbar bei ihnen beobachten, wie es einfach Pflegepersonal gibt mit dem Motto sauber und satt. Nichts dagegen, es ist eben so und es wird auch nicht nur in der Altersmedizin so sein und dann gibt es eben Pflegepersonal, hauptsächlich aus dem Ausland, wo man nochmal eine ganz andere Haltung dem Menschen gegenüber erkennen kann, wo es zwar eine Sprachbarriere gibt, aber die wahrscheinlich schon aufgrund ihrer familiären Herkunft oder vielleicht auch ihres Glaubens, den Menschen wirklich zuhören können. Es ist ein hohes Bedürfnis von kranken Menschen, dass ihnen zugehört wird und zwar nicht nur äusserlich zugehört wird. Hier erkennt man auch einen der Unterschiede von guten und von sehr guten Ärzten und Ärztinnen, ob auch hier innerlich ein Raum des Zuhörens geöffnet ist oder nicht. Auch wenn sie kein Wort mehr machen können. Es macht zB für alte Menschen einen ganz wesentlichen Unterschied aus.

Um Inspiration zu finden, muss man wirklich zuhören können, in sich selbst diesen inneren Raum schaffen, pflegen, schmücken...können. Zuhören können, dem, was in einem ist, nicht nur was wir sehen. Man kann Farben sehen in der Bahnhofsunterführung und es führt einem zu einem Bild, was einen zufrieden macht weil man etwas ausdrücken konnte. Oder sie ist in einem. Alles ist möglich und umso mehr Möglichkeiten man hat umso mehr liebt das unsere Kunst und unsere Kreativität.

Vielleicht kann man sich nicht jeden Tag inspiriert fühlen oder hat auch nicht immer den Schlüssel für die Tür um in diesen inneren Raum zu gehen aber ich glaube, es gibt ihn eigentlich in jedem Menschen. Und wenn man aus dieser Inspiration heraus malen kann, das ist halt immer heaven. Manch eine hat da im Kunstgeschehen schon einen überraschenden Mutausbruch erlebt.

In diesem Sinne, ich wünsche Euch noch viele Mutausbrüche und ganz wundervoll inspirierte Tage, umgebt Euch mit Menschen, mit denen ihr Euch so richtig wohl fühlt und vor denen ihr keine Angst haben müsst, mit Menschen, die Euch ohne zu fragen zeigen, dass sie Euch lieben auch ohne dass ihr darum kämpfen müsst. Weil man gemeint ist, ganz genauso wie man ist. Das ist einfach auch Liebe.

11 Ideen zu mehr Inspiration im Leben (aus dem wundervollen Buch von Melanie Raabe Kreativität):

1. schaffe Dir neue Erlebnisse

2. erlaube Dir, Fehler zu machen

3. probiere, verwerfe und machs anders!

4. Dranbleiben!

5. Bleib immer neugierig!

6. sei offen

7. Geniesse Langeweile!

8. tausche Dich aus

9. sei albern, lustig und spiele

10. Experimentiere!

11. Brich Regeln und mache Deine eigenen!

 

Bunte Grüße Simone

 

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